Wie antisozial sind Bezahlschranken? Sehr. Zumindest politische Themen gehören zugänglich gehalten; Konzern-Verlage könnten Leser:innen mit Buttons nach Spenden fragen, Journalismus mit Werbung finanzieren, aber stattdessen agieren Medien wie der Berliner Tagesspiegel perfide antisozial. Kapitalistische Verlage beschränken die Informationsfreiheit und Info-Gerechtigkeit aus schnöder Profitgier. Wahr ist: Journalismus bauen kapitalistische Konzernverlage kontinuierlich ab. Indes immer mehr politische Themen hinter der Bezahlschranke verschwinden. Dies ist ein Boykott-Aufruf!
Berlin. Ein Fallbeispiel: „Die Polizei sucht nach einem jungen Mann, der am 21. September 2019 einen Penny-Markt in der Richardstraße (Neukölln/Berlin) überfallen haben soll“, fahndet die Berliner Zeitung auf Twitter – quasi als kostenloser Service für die besitzstandbewahrende Polizeiarbeit. Der vielleicht einfach nur wissensdurstige, aber bettelarme junge Mann brauchte aber womöglich das Geld aus dem Raub bloß für die teueren Bezahlschranken diverser Infotainment-Kommerzportale. Hatte ich mich kürzlich doch selbst erst schwerst darüber geärgert, dass Franziska Giffey und Raed Saleh ihr SPD-Landesvorsitzenden-Interview von einem Kommerz-Portal hinter einer Paywall verstecken ließen.
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Kostenloses Trinkwasser: Morgenpost-Bericht zum sozialen Thema mit Bezahlschranke
Wer sich am Polit-Talk mit den Berliner SPD-Genossinnen interessiert zeigte, wurde vom kapitalistischen Medienkonzern aufgefordert für 9,99 Euro monatlich ein Monats-Abo käuflich zur erwerben. Betreiben Politiker:innen wie Raed Saleh, Monika Herrmann oder Franziska Giffey also schnöde Schleichwerbung für die Abofallen privater Großverlage? Mag sein nicht mit Absicht, aber sicher ist, wir müssen in unserer Gesellschaft mehr Informationsgerechtigkeit wagen. 14 Millionen Nichtwähler:innen der letzten Bundestagswahl sind eine Mahnung. Doch während attraktive Politiker-Interviews oftmals hinter einer Bezahlschranke vorm Zugriff durch die ärmeren Teil der Bevölkerung geschützt werden, gewähren die selben Verlage den ökonomisch Benachteiligte freien Zugang zu Fahndungsaufrufen des überbürokratisierten Polizeiapparats. Das ist ein perverses Ungleichgewicht im antisozialen real existierenden Kapitalismus des 21. Jahrhunderts.
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Lügenpolemik: „Nichts für ungut: Aber auch unser Journalismus lebt nicht von Luft und Liebe allein.“ (Queerspiegel) War ist: Bezahlschranken grenzen Bürger:innen repressiv marktradikal aus
Von Luft und Liebe leben oder Repression? Bezahlschranken sind antidemokratisch: Antisoziale Paywalls sind politisch motiviert
Dieses politische Ungleichgewicht ist freilich eine schreiende Ungerechtigkeit mit konkreten Folgen. 14 Millionen Wahlberechtigte haben bei der letzten Bundestagswahl ihr Recht aufs Wählen nicht wahrgenommen. Diese Menschen zeigten abermals keinerlei Interesse an politischer Partizipation, gehören aber einer Gruppe von Benachteiligten an, denen die strukturell antisoziale und ausgrenzende Politik täglich übelst mitspielt. Dieselbe Klientel ist von politischer Partizipation weitgehende ausgeschlossen; kaum in den Parlamenten vertreten und zu arm, das volle Infotainment-Programm zu konsumieren. Den Konzernverlagen, die ihre Medien mit Bezahlschranken (paywalls) bestücken, gehört dafür eine Mitschuld in die überteuerten Luxus-Schuhe geschoben. Denn Informationsgerechtigkeit ist die Voraussetzung für gleiche Chancen innerhalb der politischen Systematik von demokratischen Gesellschaftsordnungen. Ohne ausreichend Bildung und damit auch Zugang zur Information von großen Teilen der Bevölkerung, hängt der politische Willensbildungsprozess in einer Schieflage zugunsten des ausbeuterischen Unrechtssystems im Kapitalismus fest. Bezahlschranken sind deshalb antidemokratisch. Paywalls dienen nicht dem Zweck, Journalismus zu finanzieren, sondern dazu, das kapitalistische System aufrecht zu erhalten und gegen Kritik von Unten zu immunisieren. Paywalls sind eine politisch motivierte und seitens der Politik strategisch geduldete Repression.
Politik mit Paywall beschränkt: Mithelfen, die Armen zu jagen, bleibt werbefinanziert
Natürlich wird so ein wie oben erwähnter Fahndungsaufruf nicht hinter der Bezahl-Schranke verborgen. Das würde die Polizei sich verbitten. Schließlich besteht öffentliches Interesse an der Verbrecherjagd. Dieselbe Rücksichtnahme aufs öffentliche Interesse darf man als Bürger aber gefälligst und erst recht von sozialdemokratischen Spitzen-Politikerinnen erwarten. Keine Politiker:innen und keine Behörden sollte es Konzern-Verlagen erlauben, ihre politischen Statements und Informationen vor einem großen, aber ärmeren Teil der Bevölkerung zu verbergen. Stattdessen aber dürfen Verlage im real existierenden Kapitalismus in antidemokratischer Manier zwischen Menschen erster, zweiter und dritter Klasse kategorisieren. „Premium-Kunden“ bekommen fürs bequeme Zahlen Plus-Inhalte serviert. Sprich: Wer zu arm fürs Abo ist, bekommt halt weniger guten Journalismus geboten, bleibt benachteiligt und ausgegrenzt im Informationszeitalter.
Kein Klick für antisoziale Kapitalismus-Konzerne, Ausbeuter-Magazine und Halsabschneider-Postillen
Journalismus könne nicht von Luft und Liebe allein leben, tippt anlässlich des Paywall-Herrmann-Interviewstückes eine offenbar mit dem Bezahlschranken-System finanzierte Tagesspiegel-Peronal-Person am 30. September 2021 dreist ins Twitter. Dabei zahlt Queerspiegel freien Mitarbeitern ein Hungerhonorar. Sozialisiert organisierte Verlage erpressen ihrer Leserschaft hingegen nicht emotional, um selbst Armen in die Abo-Falle zu locken. Neues Deutschland oder taz verzichten auf Bezahlschranken und überzahlte Konzern-Manager, lassen aber ihren Leser:innen die freie Wahl etwa solidarisch zu spenden oder zwischen einem werbefreien „Premium-Zugang“ oder werbefinanzierten Informationszugang zu wählen. Bürgerinnen gänzlich von politischen Inhalten auszuschließen, gibt es exklusiv nur bei den kapitalistischen Privatverlagen wie Springer, Holtzbrinck und Kolleginnen. Mensch sollte diese antisozialen Medienhäuser einfach rigoros boykottieren. Ja, das ist ein Aufruf dazu: Lest keine Ausbeuter-Magazine und Halsabschneider-Postillen mehr: Kein Klick für antisoziale Kapitalismus-Konzerne.
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B – wie Bürgernähe fehlt jedenfalls in der Bezahlschranken-Repubblik, denn auch das Giffey/Saleh-Interview vom Vorjahr bleibt hinter der Bezahlschranke eines kommerziell ausgerichteten Portals der Infotainment-Branche verborgen. Eine Paywall für die Politik bezeugt die mangelnde Informationsgerechtigkeit im kapitalistischen Nationalstaat „BRD“. Denn ärmeren Bürger:innen ist es schlicht viel zu teuer, ein weiteres Abonnement für 9,99 Euro im Monat abzuschließen. Informationsgerechtigkeit geht anders. Wir brauchen mehr öffentlich rechtliche Medien, genossenschaftliche Verlage und die Stärkung von Zeitungsmacher:innen mit ethisch-sozialem Verantwortungsgefühl. Politiker:innen indes, die kein Gespür für mangelnde Info-Gerechtigkeit aufbringen, stellen ein demokratisches Defizit dar. Und ist es nicht vielmehr eine Form der Schleichwerbung, wenn Politiker:innen sich wie Giffey und Saleh als „Spitzenduo“ quasi als Lockvogel für Abofallen hergeben? Werbung hat Giffey bereits fürs Kommerz-Portal nebenan.de gemacht: B – wie Bürgernähe? Nein, es ist schlicht antisozial und antidemokratisch, wenn Politiker:in sich daran beteiligen, dass Privatverleger:innen interessante Infos anhand von Bezahlschranken (Paywall) vor dem Zugriff durch den ärmeren Teil der Bevölkerung schützen. Giffey scheint das jedoch nicht zu scheren. Tja: Wer hat euch verraten? Die Sozialdemokraten! Aber das ist ein anders Niedergemeiert.de-Thema.
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Anmerkung: Das Giffey-Saleh-Interview, veröffentlicht am 29.11.2020, steht der Allgemeinheit selbst nach vielen am Himmel vorübergezogenen Vollmonden noch immer nicht zum Lesen zur Verfügung. (Update: Auch am 30. September 2021 ist das Saleh-Giffey-Doppel-Interviw nach wie vor hinter einer Bezahlschränke vor dem Zugriff durch ärmerer Berliner geschützt) Nur für reiche Leute. Menschen, die zu zu arm sind, werden ausgesperrt. Bürgernähe nur für Menschen, die sich zig diverse Abos von Hobby-Verleger:innen leisten können. Und zu arrogant oder zu faul ist Berliner SPD-Parteivorstand auch noch, darauf via Twitter mit Anstand zu reagieren. „Ich bin sauer.“ Politiker:innen-Statements und Erklärungen hinter Paywalls verborgen, sind im Kern wenig sozial und das Gegenteil von Informationsgerechtigkeit. Es ist sehr frustrierend, dass vermeintlich sozial engagierte Politiker:innen diese Ungerechtigkeit dulden. „Kann mir nicht leisten, das zu lesen“ twitterte ich am 11.Januar 2021 erneut unter dem Tweet einer weiteren SPD-Genoss:in, die ein Hubertus Heil-Interview, hinter der Spiegel-Online-Bezahlschranke versteckt, zum Lesen empfiehlt. Ohne daran zu denken, dass das nicht alle Politik- und Grundsicherung-Interessierte bezahlen können? Das ist sehr ignorant, gerade bei einem Thema wie Grundsicherung als das neue ALG2. Das interessiert doch gerade Menschen, die wenig Geld haben. Kann das Hinnehmen dieser unfairen Polit-Praxis einfach nicht nachvollziehen. Das Thema Informationsgerechtigkeit zu ignorieren, ist ein Ausdruck einer antisozialen und antidemokratischen Grundhaltung.
Bizarre Bezahlschranken – lustige Pointen mit Paywall
Die Rheinische Post stellt Forderung nach Zerschlagung von Facebook hinter die #Paywall – das ist fast witzig!
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