Das „Coral World“-Grundstück wurde erfolgreich seitens des Bezirks Lichtenberg für Investoren geräumt. Der Eindruck bleibt hängen. Am Landwehrkanal in Neukölln und Kreuzberg erhöhte sich derweil die Anzahl neuer Zelte und „Hütten“-Verschläge von wohnungslosen Menschen. Wie verwahrlost ist die Berliner Verwaltung in sozialer Hinsicht?, fragen sich Beobachterinnen in ganz Berlin. Seit einiger Zeit dokumentiert ein Bewohner des Reichenberger-Kiezes in Kreuzberg beim Spazierengehen am Landwehrkanal die Situation von wohnungslosen Menschen in seiner Nachbarschaft („Kreuzkölln“). Beidseitig des Ufers bauten und bauen dort obdachlose Menschen notdürftige Hütten-Verschläge und Zelte auf, um dort leidlich wetterfest unterzukommen. „Ein Dach über dem Kopf“, sei das aber nicht, findet der Kreuzberger: „Gerade jetzt, wenn die Temperaturen in den zweistelligen Minusbereich gehen. Kürzlich las ich von der Räumung des Obdachlosen-Lagers an der Rummelsburger Bucht. Vielleicht hängt es mit dieser Räumung zusammen, dass die Anzahl der Zelte/Hütten hier am Kanal sprungartig von 15 auf 20 angestiegen ist?“
Twitter-Beef: Kevin Hönicke (SPD, Lichtenberg) im Streit mit Elke Breitenbach (Die Linke, Senat Berlin) um die Rummelsburger Bucht-Verantwortung
„Ich habe schon im September 2020 per Brief Frau ElkeBreitenbach auf die Situation hingewiesen und das die allgemeine Kältehilfe hier nicht zieht beim Camp. Also 5 Monate vor letzten Freitag! Und im Januar 2020 hat meine Vorgängerin ihr geschrieben!“ (6:37 PM · Feb 11, 2021·TweetDeck1 RetweetElke Breitenbach) „Und wir hatten vor drei Wochen eine ViKo und klare Absprachen. Hätten Sue sich mal dran halten können. Jetzt ist einfach mal gut.“ Hönicke antwortet: „Habe mich dran gehalten. Dass sie anderes behaupten, finde ich nicht fair. Habe ihnen dazu auch eine Mail geschrieben und bitte immer noch um Richtigstellung der Behauptung.“ Breitenbach erwidert: „Jo, und wir haben euch gesagt, 1. dass ihr für die Unterbringung zuständig seid. 2. das wir Safe Places mit euch machen würden. Und, wo ist das Grundstück? Ganz vorsichtig, ich lass mir nicht die Fehler des Bezirks (Lichtenberg, wo Rummelsburger Bucht liegt)) an die Backe heften.“
Wohnen ist ein Menschenrecht, aber im Kapitalismus ein Privileg – auch in Berlin
Gezählt habe der Nachbar die Behausungen auf Neuköllner Seite am Maybachufer sowie auf dem Kreuzberger Bezirksgebiet am Paul-Linke-Ufer. Verglichen wurde die Situation am 3.2.2021 mit der Lage vom 6. Februar 2021. Die Screenshots stammen aus der E-Mail (siehe unten in „Galerie“) von Reichenberger Straße-Anwohner an die Bezirksbürgermeister:innen* Grunst, Herrmann und Hikel. Die E-Mail liegt mir vor, weil Schreiber mich bat, die E-Mail Korrektur zu lesen. Er hat sich auch die Mühe gemacht, dokumentierend die verschiedenen Behausungen zu zählen, um sie auf einem Plan örtlich zu kennzeichnen. Bin selbst im Rollberg wohnhaft und war im Februar noch nicht vor Ort. Klar ist: Wohnen ist ein Menschenrecht, welches aber selbst im rot-rot-grün regiertem Berlin nicht allen Bürger:innen vergönnt ist.
Unangemessenes Verhalten der Wohnungslosen, nicht Kälte, sei wahrer Grund für die Camp-Räumung an der Rummelsburger Bucht in eiskalter Nacht – Polizist glaubhaft?
Neue Aufwärm-Orte im Festsaal Kreuzberg und im Hangar Tempelhof
Sozialsenatorin Elke Breitenbach: „Die Corona-Pandemie und die andauernde Kälte sind vor allem für obdachlose Menschen eine besonders schwere Zeit. Darum haben wir die Angebote der Kältehilfe erheblich erweitert, Hostels angemietet und weitere Tagesangebote zum Aufwärmen geschaffen. Dafür bedanke ich mich besonders bei den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, den sozialen Einrichtungen, Trägern, Kirchengemeinden und Vereinen. Ihre Arbeit zeigt erneut, wie solidarisch die Stadt in dieser Zeit handelt. Obdachlose Menschen gehören zu unserer Stadt und wir sind solidarisch mit ihnen.“
Berlin.de
Falls ihnen der Beitrag gefallen oder bloß geärgert hat, können sie gerne ein paar Groschen hinterlassen. Paypal me! Danke. paypal.me/RobertNiedermeier