Laura ist sauer. „Ich habe mich nach mehr als 11 Jahren von meinem Arbeitgeber verabschiedet, nicht ohne Streit, Tränen und schlafloser Nächte, weil die Gefahr der Pandemie dort leider absolut verharmlost wurde.“ #MachtBuerosZu oder verliert Eure Leute. (Hoffentlich nicht an das Virus!)“, schreibt sie auf Twitter. Eine weitere Twitter-Nutzende Person erzählt: „Ich bin auch hin und hergerissen. Bei uns (im Unternehmen) wird eigentlich nie gelüftet. Wenn ich im Aufenthaltsraum die Fenster kippe, kommt die Personal-Leiterin und knallt sie zu, weil; ‚die Pflanzen‘ und die Leute würden ja frieren. Im Büro hat niemand ’ne Maske auf. Einige nur einen Schal.“
Willkommen in der Diktatur – dein Arbeitsplatz ist eine von der Demokratie befreite Zone
AHA – Abstand halten, Hygiene, Alltagsmaske tragen, das sind die Regeln, doch inmitten der Pandemie gibt es offenbar von Demokratie befreite Zonen, wo ohne Corona-Regeln die unternehmerische Freiheit ganz groß geschrieben wird. Es ist dein Arbeitsplatz, wo der Rechtsstaat außer Kraft tritt, der Anarcho-Kapitalismus herrscht und Du auf Gedeih und Verderb den diktatorischen Befehlen der Chefs unterworfen bist. Das führt dazu, dass am Bau oder im Büro auf die Regeln zur Eindämmung der grassierenden Corona-Pandemie gepfiffen wird. Viele Arbeitgeber:innen erlauben trotz steigender Corona-Neuinfektionzahlen und Sterberaten den Angestellten nicht einmal, von zu Hause aus im digitalen Homeoffice zu arbeiten – „obwohl es sich um klassische „Bürojobs“ handelt, in denen das problemlos möglich wäre“, kritisiert auch die Hans-Böckler-Stiftung in einem Tweet inklusive Link zum Tagesspiegel-Artikel.
Eine Schwangere wird von ihrem Arbeitgeber genötigt, täglich im Großraumbüro zu erscheinen, obwohl dort ein tödliches Virus grassiert. Was wir 2019 noch für den Plot eines dystopischen Hollywood-Films gehalten hätten, ist zu Beginn des neuen Jahres 2021 Alltag für eine junge Berufstätige in einer Konzertagentur im Süden Deutschlands.
Tagesspiegel – „Macht die Büros zu“
Das Problem: Trotz grassierender Covid-19-Pandemie sind die bisherigen Lockdown-Maßnahmen im Sand verlaufen, weil die Politik keine Verbote beschließt, aus Rücksicht gegenüber der Wirtschaft. Arbeitgeber:innen „werden“, laut neuestem Beschluss von Bund und Ländern zur Verschärfung und Verlängerung des Lockdowns lediglich „gebeten“ großzügige Home-Office-Möglichkeiten zu schaffen. Die taz wirft auch folgende gute Frage auf:
„Aber wer, dem das Arbeitsverhältnis lieb ist, riskiert schon einen solchen Rechtsstreit, besonders im Niedriglohnsektor?“
taz – „Corona-Beschlüsse zur Arbeitswelt“
Unternehmen muss die Politik regulieren und Vorschriften machen, die polizeilich sanktioniert gehören: Wirtschaftslobbyismus ist lebensgefährlich. Sanktionsmöglichkeiten seitens der Behörden sind vorhanden: Kontrollbesuche der Arbeitsschutzaufsicht oder zuständiger Berufsgenossenschaften könnten für Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen, wie gesetzlich vorgeschrieben. Mitbestimmung am Arbeitsplatz fehlt. Die gilt es einzufordern. Die Demokratie darf nicht an der Bürotür oder am Werkstor enden, das ist der Demokratie unwürdig. Holt euch in die Demokratie in die Firma, schafft die Wirtschaftsdemokratie. Fordert Eure Grundrechte ein. Von mir aus gerne mit einem Generalstreik – mit Wumms. Das rettete sogar Leben, weil ein Stillstand auch die Verbreitung vom Corona-Virus eindämmte. Ein Streik gegen die Unvernunft und Gier einzelner Unternehmer:innen ist moralisch und ethisch einwandfrei. Wenn die Politik versagt, müssen Bürger:innen mehr Krawall wagen, wagt den Generalstreik. Seid solidarisch. Humanismus tut Not. Bleibt zu Hause.
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