Nee, was war das früher alles strahlend schön in meiner Teenager-Zeit in den pinkfarbenen Achtziger Jahren: Kalter Krieg, Aids, Waldsterben und atomare Bedrohung. Das wurde schon damals neoromantisch besungen von Bands wie Nena und Ultravox. Sammle hier ein paar Songs, an denen ich mich gut erinnere und die meine No Future-Generation nachhaltig prägten. Nicht unbedingt im positiven oder gar konstruktiven Sinne…
Ja, die relativ politische Popmusik der Achtziger Jahre hat die jungen Menschen beeinflusst, aber zum Besseren haben wir wenig geändert. Im Gegenteil: Meine defätistische Generation gab dem Fatalismus verfallen noch mehr Gas, wollte einfach – solange Europa noch steht – bloß Spaß haben um jeden Preis: Golf fahren, Billigflieger nutzen, Wegwerfmode kaufen und Konsumismus bis zum Abwinken zur popkulturellen Lebensart erhöhen. Die bloß rebellisch wirkenden Teenager der Achtziger Jahre haben mit 30 als neoliberale Egoisten die Welt zerstört und den Sozialstaat abgebaut. So geht „No Future“, denn Durchseuchung mit Covid-19 und Klimakrise sind jetzt. Unsere Neffen, Nichten und Kinder müssen die Scheiße ausbaden, die wir angerichtet haben.
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Tanzbarer Defätismus im besten Sound der Achtziger Jahre: No Future-Melodien meiner Jugend
„Der Kalte Krieg zwischen Amerika und der Sowjetunion spitzt sich immer weiter zu, die Angst vor einem Atomkrieg ist nahezu überall präsent. Die Stimmung zwischen den Supermächten heizt sich immer weiter auf, beide Seiten rüsten sich für den Ernstfall. Für die vier Jungs von Ultravox ein schrecklicher Gedanke. Auch sie fürchten sich vor dem drohenden Horrorszenario, wollen ihre Gedanken in einen Song packen. Kürzlich haben sie auf einer alten Grammofon-Platte den Songtitel „Dancing with tears in my eyes“ entdeckt. Diesen wollen sie mit einer eigenen, zeitgemäßen Fassung in die Jetztzeit transportieren. Sie entwerfen einen Text, in dem sie sich mit dem „Worst Case“ auseinandersetzen. Was würde man im Falle einer nuklearen Katastrophe in den letzten Minuten seines verbleibenden Lebens noch tun? Inspiriert werden sie dabei auch von dem Endzeitfilm „On the beach“ von Nevil Shute, in dem es um ein ähnliches Szenario geht. Und tatsächlich treffen Midge Ure, Chris Cross, Billy Curry und Warren Cann mit ihrem Song im modernen Sythesizer-Sound genau den Nerv der Zeit. „Dancing with tears in my eyes“ wird ein Riesenerfolg und zählt heute zu den großen Klassikern aus den 80ern.“
MDR.de
„Die Musik des einprägsamen Stücks schrieb Uwe Fahrenkrog-Petersen, 24, der blondgelockte Keyboards-Spieler der Band, den Text Carlo Karges, der Gitarrist und mit 32 Jahren Älteste der Gruppe – eine freundliche Mischung aus Hippie und Rocker und nach den Aktualitäts-Maßstäben der Popmusik eigentlich ein Mann von gestern. Die Song-Idee ist Karges daher auch bei einem Veteranen-Treffen gekommen, dem Rolling-Stones-Konzert 1982 in der Berliner Waldbühne. Als visuellen Zierat hatten die Stones riesige Trauben bunter Luftballons in den Berliner Himmel geschickt. Da überlegte sich der Musiker: »Was wäre, wenn die Dinger vom Wind rübergetrieben werden in den Osten und dort eine Paranoia auslösen?« Aber nicht nur »auf die Beziehungen zwischen den Völkern, sondern auch auf diese ganze Paranoia im privaten Bereich« bezieht Karges den Inhalt des Songs. Er will mitteilen, »daß Paranoia unser Leben bestimmt. Die Angst voreinander bringt uns dazu, grausamer miteinander umzugehen, als es nötig wäre. Denn wer zuerst zuschlägt, hat die besseren Karten. Das ist gefährlich.«“
Spiegel.de
Furchtbar geschmacklos ist auch der Hit von Geier Sturzflug, dessen Refrain auf den Werbetext eines US-Reisebüros zurückgeht: „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht!“ „Wenn im canale grande U-Boote vor Anker gehn…“
Zeit.de
„In den ersten 18 Album-Minuten, seinen besten ersten 18 Minuten seit „Station To Station“ und „Low“, ist alles drin. Rassisten und Faschisten („China Girl“), Ultrareligiöse („Modern Love“) und Imperialisten („Let’s Dance“). Der Aufruf zum Tanz ist ein Aufruf zum Konsum – und daraus folgt Verderben, was auch die Aborigines in David Mallets berühmten Video erfahren mussten. (…) 1983 erblühte die Maxi-Version, und auch Bowie vertiefte sich in die Ära der extensiven Passagen mit einzeln herausgestellten Instrumenten. Die Single „Let’s Dance“ erklomm weltweit Platz eins der Charts (seine bis zum Tod letzte Top-Position), aber es ist die längere Albumfassung, die überwältigt. Statt Bowies „Put on your red shoes …“ setzen zunächst Bläser ein. Mac Gollehon und Robert Aaron an Trompete und Saxon waren Mistreiter des Produzenten Nile Rodgers’, und sie arbeiteten eher destruktiv. Das Lied beginnt im wohltuenden Chaos. Die Single-Version ohne diese Bläser-Ausschweifungen kennt jeder. Bowie-Puristen lehnen sie ab.“
Rolling Stone.de
„Es ist ein emotional starker Song voller Pathos, und vor allem die leichte Tempoerhöhung in der Mitte kommt zur Geltung. Was mir nicht so gut gefällt, ist die kantige Produktion im Achtzigerjahre-Stil. Genau wie die Single für The Falcon und den Snowman-Titelsong ‚This Is Not America‘ enthält die B-Seite eine Instrumentalversion. Im Fall von ‚When the Wind Blows‘ funktioniert die Instrumentalversion ganz gut allein, als sanfteres Orchesterstück. Andererseits ist es auch ein harmloseres Stück sentimentaler Filmmusik.“
Progarchives.com
„Nach seinem Ausstieg bei Genesis war das sein erster Top 10 Erfolg (was ja nicht unbedingt seine Stärke war).
Hitparade.ch
Das Kriegsführen als kollektive Geisteskrankheit, kritisierte der Meister bei dieser interessanten Nummer. Die damals populäre TV-Sendung „Spiel ohne Grenzen“ sah er als kindische, aber keineswegs harmlose Version der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Nationen..so und nicht anders war das gemeint!“
„Zwar verkaufte sich „The Final Countdown“ ungefähr acht Millionen mal, legte damit aber auch die Messlatte dermaßen hoch, dass es die Band schwer hatte, nicht den Weg eines jeden One Hit Wonders zu gehen. Mit „Out Of This World“ (1988) und „Prisoners In Paradise“ (1991) folgten noch zwei Alben im Schatten des Meilensteins, bis ihn EUROPE 1992 doch gingen und sich auflösten.“
Metal.de
„Sie war meine dunkelhaarige Lydia aus meinen deutschen Vorstadtträumen. Und er, er war der Junge, Junge, Junge namens James. Und es wird alles so enden, ja, alles so enden wie die New Yorker Szene. Zu viele Drogen und zu viele Pillen. Und zu viele, zu viele, zu viele, zu viele Lügen“
Lyricstranslate.com
„Veröffentlicht auf seinem „New York“-Album, beschreibt Reeds Lied eine jährliche stattfindende Homosexuellen-Parade in Greenwich Village. „There ain’t no Harry, no Virgin Mary/You won’t hear those voices again/And Johnny Rio and Rotten Rita/ You’ll never see those faces again“, sprechsingt der Musiker lakonisch. Eine Erinnerung an die Verstorbenen und eine zärtliche Verneigung vor Reeds Heimatstadt.“
Rolling Stone
Fortsetzung folgt?
Atomkrieg droht im Jahre 2022: We are the Children of the Eighties
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Wer noch weitere Songs kennt, bitte in den Kommentaren verewigen…